„Wir sind wütend!“ brüllt der Kabarettist Roland Düringer sehr effektvoll und verführerisch aus dem Monitor. Und – Vorsicht mit exemplarisch-abstrakten „Alles für alle“-Philosophien, denke ich.
Wie bringt man komplexe Sachverhalte auf den Punkt? Eine nicht immer ganz einfache Aufgabe. Jegliche Verkürzung birgt die Gefahr in sich, dass Wichtiges weggelassen wird oder eben zu kurz kommt. Das kann den komplexen Inhalt gewollt oder ungewollt verzerren. Manche – etwa Demagogen – machen sich genau diesen Effekt ganz bewusst zunutze. Andere – etwa Journalisten – machen einen Beruf aus der Berufung. Dies kann gut gelingen oder auch nicht.
Düringer hat einen kabarettistischen Auftritt als Wutbürger im Fernsehen gegeben, dessen Video jetzt die Runde im Social Web macht. Meist hoch bejubelt und gelobt, teils auch kritisiert. Zugrunde liegt dem Auftritt das Buch: Vom Systemtrottel zum Wutbürger der beiden Philosophen Eugen Schulak und Rahim Taghizadegan.
Wut ist gut und wichtig und sie wird täglich größer. Es gärt in unserer Gesellschaft über alle Parteigrenzen hinweg. Sich nichts gefallen zu lassen ist per se eine wichtige demokratische Pflicht. Aber nicht als Selbstzweck. Was blind ist, auch – oder gerade – die blinde Wut kann gefährlich werden. Denn Blinde müssen geführt werden. Und wer sie führt, warum das so ist und wohin die Reise geht, das sehen die Blinden nicht.
Wut sollte nicht dort aufhören, wo sie blind ist. Die Konsequenzen aus der Wut sind es, die ihr einen Sinn geben. Und den beantwortet jeder am besten für sich selbst.
Mehr dazu in weiterer Folge auf diesem Blog. Und übrigens – noch ein Tipp: Bücher zu lesen ist nie ein Fehler. Im Gegenteil.