Auszeit – mit „Philosophie to go“, Interview Teil 3
Lesen Sie hier den dritten und letzten Teil eines Interviews von Die Philosophen kommen mit dem Autor und Philosophen Albert Kitzler. Hier gibt es das ganze Interview zum Downloaden.
Weitere Essays, Interviews und Gastbeiträge folgen regelmässig an dieser Stelle. Bleiben Sie dran.
Was braucht ein „gutes Leben“?
Materiell wenig. Glück und Unglück liegen in der eigenen Seele, nicht im Besitz (Demokrit). Aristoteles meinte, der Besitz sei oft eher ein Hindernis als ein Vorteil auf dem Weg zum Glück. Er sagte aber auch, dass Besitz das “Glück” vollkommen machen könne, aber nur deshalb, weil wir dadurch mehr Gutes tun können.
Wir brauchen vor allem “Weisheit”. Wir müssen Unwissenheit, falsche Vorstellungen, leidvolle Gedanken und Ängste überwinden und uns von fremden negativen Prägungen befreien, seien sie gesellschaftlicher, frühkindlicher oder sonstiger Natur. Wir müssen die “Masken des Egos durchschneiden” und zu unserem “Selbst” vorstoßen, zum Kern unserer Persönlichkeit, zu unseren eigentlichen Bedürfnissen. Wir müssen eine „Geborgenheit im eigenen Innern“ schaffen. Auch wenn wir vielleicht nie ganz dahin kommen, jede Annäherung ist ein Gewinn an Lebensfreude.
Lehrer, Freund, Coach…
Was wir darüber hinaus brauchen, ist ein guter Lehrer, ein Vorbild (lebendig oder tot), einen Meister, Coach oder guten Freund. Aus diesem Gedanken heraus entstanden in der Antike die philosophischen Schulen, die häufig Lebensgemeinschaften waren. Die großen Denker und Weisen der Antike lebten, was sie lehrten. Ohne eine längerfristige “therapeutische Allianz” finden nur wenige Menschen die Kraft, ihr Leben nachhaltig zu verändern. Deshalb lege ich in meiner philosophischen Schule großen Wert auf langfristige persönliche Beziehungen. Einmaliger, punktueller Unterricht kann allenfalls ein erster Anstoß sein. „Nur ein guter Lehrer führt uns zur Weisheit“, meinte der indische Philosoph Shankara.