“Wer mutig Nein sagt, widersetzt sich äußeren Ansprüchen, um nach eigenen Vorstellungen zu leben. Doch ist die Verweigerung immer auch in Gefahr, in Narzissmus, Resignation, gar Depression abzugleiten. Wie kann die Philosophie helfen, die produktive Kraft des Neins zu entfalten?”
Wieder einmal eine Sternstunde… ob es um die Arbeit geht, die “frei” macht, um die testamentarische Funktion des Schreibens, um die von Tolstoi entwickelte These von der Steuerung des Geistes durch Bazillen; zu der Zizek sagt, er meine hingegen, “… dass unser Geist von Viren gesteuert wird, die sich selbst reproduzieren”, und weiter “… noch spekulativer könnte man sagen, dass der Kapitalismus ein Virus ist – ein virtuelles, anonymes System…” und…
“…wir stehen an der Schwelle zu etwas Unbekanntem, dessen Bedeutung wir nicht kennen – auf einem sehr rudimentären Niveau…” –
Zizek spricht über Kierkegard, der gesagt habe: “Ich weiss, dass es Gott gibt, verhalte mich aber so, als gäbe es ihn nicht.” Wenn er, Zizek, das …”…mit unserem heutigen Gott tue, dem wissenschaftlichen Determinismus, dann sieht das so aus – und das sollte unsere Haltung sein: Gemäß der Wissenschaft sind wir nicht frei. Aber ich nehme mir heraus, so zu tun, als ob ich frei wäre.”
Gefragt nach seiner ideologischen Zuordnung meint er: “Ich sehe mich heute als moderat konservativen Kommunisten”.
Und zu dem Spruch “Wisdom is by definition stupidity” meint er: “Ja, denn wir brauchen gut durchdachte, aber verrückte Entscheidungen!”
Das und vieles mehr – seien es seine Gedanken zu Lacan, Richard Dawkins, Schrödingers Katze oder Nils Bohr – Zizek ist immer eine Bereicherung, auf mehreren Ebenen.
Unter diesem Titel erschien 2012 ein erfolgreicher Bestseller des Philosophen und Kulturtheoretikers Robert Pfaller; meine Leserinnen und Leser erinnern sich wahrscheinlich an zahlreiche Artikel dazu – hier und in den Büchern der Reihe “Die Philosophen kommen”.
Unsere Kultur hat sich den Zugang zu Glamour, Großzügigkeit und Genuss versperrt, meint Pfaller damals, “wir vermeintlich abgebrühten Hedonisten rufen schnell nach Verbot und Polizei, beim Rauchen, Sex, schwarzen Humor oder Fluchen. Alles Befreiende oder Mondäne dieser Praktiken geht dabei verloren”.
Was braucht man eigentlich wirklich für ein gutes, zufriedenes und erfülltes Leben?
Diese Woche erscheint das neue Philosophie Magazin mit demselben – immer wieder aktuellen – Titel und einigen spannenden Beiträgen und Antworten von namhaften Denkerinnen und Denkern, die ihren Blick dafür schärfen, was wirklich zählt. Außerdem geht es um die Krise der Demokratie, ein Pro und Contra zur Kirchensteuer, eine Reportage über emotionale Künstliche Intelligenz und vieles mehr. Mehr dazu hier in einem Video.
Beiträge – ausser von Robert Pfaller – von: Slavoj Žižek, Markus Gabriel, Miriam Meckel, Eva von Redecker, Bernd Stegemann, Dieter Thomä, Barbara Vinken, David Wagner, Bernhard Waldenfels, u.v.a.
Und? Wofür lohnt es sich zu leben? Finden Sie es heraus. So mancher soll ja ein ganzes Leben lang dafür brauchen…
Knapp vor seinem 70. Geburtstag erscheint sein neues Buch: In “Wie ein Dieb bei Tageslicht” fragt sich Slavoj Zizek, wie es mit dieser außer Rand und Band geratenen Welt weitergehen könnte?
“Was ist ein Ereignis?” heißt eines seiner letzten Bücher. Und niemand kann das besser beantworten als der slowenische Philosoph, der selbst eines ist: ein intellektuelles Ereignis. Zizek kombiniert psychoanalytische und (post)marxistische Gedanken auf mitunter schwierige, aber immer originelle Weise – und mit totalem Körpereinsatz. Hier ein Tipp zum Nachhören und Lesen: Der Journalist Lukas Wieselberg besuchte Zizek anlässlich seines 70. Geburtstags und gestaltete eine unbedingt hörenswerte Sendung: Ein Besuch bei Slavoj Zizek. Danke für dieses hör- und lesbare Ereignis.
Wenn Philosophen in Diskussionen zu Wort kommen, könnte eine Hoffnung dahinterstehen, oder vielleicht auch, wie Slavoj Žižek es formuliert, der Mut der Hoffnungslosigkeit. Angesichts der Weltlage zieht es der Philosoph und Kulturkritiker vor, verzweifelt zu sein. Denn erst wenn es keine Hoffnung mehr gibt, wird der wahre Mut freigesetzt, kann fundamentaler Wandel auf den Weg gebracht werden: Nur wer nichts erwartet, kann positiv überrascht werden.
Also letztlich doch wieder eine Hoffnung? Auf den Wandel? Den fundamentalen?
Was will der Mensch?
Hoffnung (altgr. ελπίς, lat. spes) hatte zunächst noch keine eindeutig positive Konnotation, die sie im deutschen Sprachgebrauch aufweist. Das griechische Wort elpis heißt neutral einfach so viel wie Erwartung. Erwartet wird etwas Zukünftiges und das kann sowohl etwas Gutes als auch etwas Schlechtes sein. (Wikipedia).
Wohl auch bei den zahlreichen Philosophie-Festivals, die immer mehr Menschan anziehen. Zum sechsten Mal fand in Köln die phil.cologne statt. Wie im Vorjahr gab es 12.000 Besucher. Das Programm der diesjährigen Phil.Cologne widmete sich philosophischen Klassikern, grundlegenden Problemen unserer Zeit sowie anthropologischen und religiösen Fragestellungen wie der weltpolitischen Lage und den Herausforderungen der digitalen Technologien. Es gab Diskussionen, Streitgespräche und Vorträge. Unter den Mitwirkenden waren auch einige Bestseller-Autoren, darunter Richard David Precht. In einem Streitgespräch mit dem Kölner Armutsforscher Christoph Butterwegge debattierte Precht etwa auch zum bedingungslosen Grundeinkommen. Weitere Mitwirkende bei der Phil.Cologne waren etwa Siri Hustvedt, Svenja Flaßpöhler, Barbara Bleisch, Gert Scobel und viele mehr.
Ob Hoffnung, Verzweiflung oder Erwartung: Einige Interviews mit zeitgenössischen Denkern, die ich selbst führen durfte, lesen Sie in den beiden Bänden – Die Philosophen kommen.