Preis und Wert
„Ein Zyniker ist ein Mensch, der von allem den Preis und von nichts den Wert kennt“, meinte einst Oscar Wilde. Nun, unsere Werte dürften sich in dieser Zeit etwas verschieben – und wir können nur hoffen, dass hier nicht bloß der Wunsch Vater des Gedankens ist. Nein, ich meine nicht die boomenden Ethikfonds oder die Aktienblogs zum Thema Preis und Wert, obwohl das durchaus auch eine Artikelserie wert wäre… die Bedeutungen des Wertebegriffs könnten wohl Dissertationsseiten füllen, ja, ganze Seminarreihen in verschiedenen Disziplinen.
Wie es weitergeht, fragen wir uns. Und was sich in diesen Monaten – vielleicht sogar grundlegend – verändert. Und dabei sind es nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Vorstellungen und Meinungen von den Dingen, das wusste auch schon der Stoiker Epiktet.
Welche Werte werden sich wohin verschieben und welchen Preis werden wir wohl alle zahlen? Und – was also tun? Wir werfen die Würfel über unsere Lebenssituationen, aber vor allem wirft das Schicksal, oder wen immer wir dafür verantwortlich machen, die Würfel – und plötzlich ist alles Vertraute andersherum. Wir müssen daher prüfen, ob ein bestimmtes Ereignis für uns gefährlich, neutral oder positiv ist – wir müssen be-wert-en. In jedem Augenblick unseres Lebens bewerten wir unsere inneren und äußeren Wahrnehmungen. Wir bewerten aber auch Verhaltensweisen, Gedanken und Gefühle, wir bewerten Personen und Situationen, ob sie gut oder schlecht, angenehm oder unangenehm sind. Und natürlich bewerten wir uns auch selbst, unsere Person und unser Handeln. Und seit dem Online-Zeitalter bewerten wir auch noch alles andere – jedes Hotelzimmer, jeden Online-Einkauf, jedes Lokal, jede Wurstsemmel.
Politische, geschäftliche oder zwischenmenschliche Konflikte lassen sich häufig auf eine Kollision zwischen unterschiedlichen Werten oder Glaubenssätzen zurückführen. Ist unser Wertekosmos zersplittert? Gibt es eigentlich universelle Werte? Die eine Wertsphäre? Was ist mit Solidarität, Vernunft oder Gerechtigkeit? Und gibt es eine werturteilsfreie Wissenschaft? Ich meine, es kann sie nicht geben; sind wir doch alle nur Menschen.
Im Philosophiemagazin findet sich ein schöner, kurzer Überblick zur Bedeutung des Begriffs „Wert“.
Achja, apropos Be.Wert.ung: Hier gibt es ein paar Links zu neuen Bewertungen meiner Bücher… völlig wertneutral, das versteht sich natürlich von selbst…