Was macht uns zu dem, was wir sind? Eine der eindrucksvollsten Folgen aus meiner Lieblingsreihe “Sternstunde der Philosophie”.
Der Literat und Philosoph Ijoma Mangold ist in Heidelberg aufgewachsen und versteht sich ganz als Deutscher. Als er 22 Jahre alt ist, taucht sein nigerianischer Vater auf und offeriert ihm sein Erbe in Nigeria. Die Erwartungen an den Sohn sind hoch. Ist Blut dicker als Wasser? Ein Gespräch über Herkunft und Identität mit Barbara Bleisch.
Seine Lebensgeschichte hat Ijoma Mangold, heute Literaturchef der ZEIT, im Buch «Das deutsche Krokodil» festgehalten. Das Buch ist eine Spurensuche nach der eigenen Identität, eine Auseinandersetzung mit der dunklen Hautfarbe und ein Nachsinnen über die Verantwortung, die der Blutsverwandtschaft erwächst.
Sternstunde Philosophie. Betrifft uns alle. Höchster Gesprächs- und Informationsbedarf! Anschauen!
Daten sind der neue Rohstoff und bares Geld wert. Das haben Google und Facebook hinlänglich verstanden und weisen dank ihrer Monopolstellung sogar Staaten in die Schranken. Was tun? Yves Bossart im Gespräch mit Jeanette Hofmann und Viktor Mayer-Schönberger über Recht und Gerechtigkeit im Internet.
Jazz und Philosophie im Dialog.
Das war schon immer eine reizvolle Herausforderung, der ich mich stellen wollte. Demnächst gibt es an dieser Stelle mehr Info dazu.
Vorab hier schon mal ein Interview aus der Presse mit dem Jazzmusiker Till Brönner. Der Jazz der Nacht vermittelt dem Musiker das “… Gefühl, dass die Zeit still steht”. Er und sein Bassist Dieter Ilg waren “… getrieben von der Lust, den roten Faden zum Reißen zu bringen”, weshalb auch Johann Sebastian Bach, die Beatles oder Leonard Cohen in ihrem Jazz eine Rolle spielen. “Ich muss mir selbst näher kommen”, so Brönner.
Ist Jazz heute anders als früher? Wie kann er zur Obsession werden, Horizonte öffnen, über sich selbst hinauswachsen? Wie wird er zum Hier und Jetzt, zum Ganz und Gar? Welche Rolle spielt Sprache in diesem Kontext – etwa wenn Jazz auch Phantasiesprache entstehen lässt? Wie verhält sich Jazzmusik zu Genuss, Melancholie und Leidenschaft und wie passt das ganze zu Metapher, Risiko und Freiheit? Und was ist musikalische Malerei? Dazu wie gesagt bald mehr hier.
Bleiben Sie dran.
Ein glückliches Neues Jahr für Sie, liebe Leser! Und damit gleich eine Frage, die auch ich mir oft gestellt habe: Woher kommt eigentlich das Neue? Muß ein Neubeginn notwendigerweise radikal sein? Muß er zur Gänze mit dem Alten brechen? Und – was tun, wenn ganz unklar ist, wo das Neue überhaupt zu suchen ist? Und ist es immer eine Befreiung? Oder ein gesellschaftlicher Imperativ, der uns zur Anpassung zwingt?
In den nächsten Tagen kommt das von mir immer freudig erwartete Philosophie-Magazin heraus; hier schon vorab ein paar Inspirationen zu den Artikeln: “Während das Neue für die einen gar nicht schnell genug kommen kann, fühlen sich andere von ihm chronisch erschöpft”, meint etwa der Autor Nils Markwardt im Kapitel Das Mögliche und das Wirkliche.
Und Philipp Felsch beantwortet die Frage “Kann denn Neugier Sünde sein” so: “Ohne sich dem Neuen zu öffnen, mag ein erfülltes Leben unter modernen Bedingungen in der Tat kaum möglich sein. Doch darf die Gier nach Neuem keinesfalls als Garant für Glück betrachtet werden. In ihrem Hang zur Maßlosigkeit kann sie umgekehrt genauso ein Garant für Unglück sein.”
Und David Edgerton, Technikhistoriker am King’s College in London, weiß gar: “Die Ideen des Silicon Valley sind uralt”. Ihn überrascht an den technologischen Prophezeiungen unserer Tage am meisten, wie unoriginell sie sind: “Es ist doch bemerkenswert, wie viel Imitation in der Idee steckt, wir seien innovativ. Ich würde im Gegenteil behaupten, dass wir in einer zutiefst imitativen Gesellschaft leben.”
Über die “Schöne neue Welt” diskutieren zwei innovative Optimisten im Streitgespräch, denn sie stellen sich die Zukunft beide völlig unterschiedlich vor: “Unsere Regierung muss agiler werden, vielleicht sogar, indem sie mehr Macht bekommt.” …. “Wenn es ein System gäbe, das gute Diktatoren auswählt und sie austauscht, wenn sie an Qualität verlieren, wäre das in meinen Augen das perfekte System”, meint etwa der Unternehmer und Risikokapitalgeber Frank Thelen. Und Markus Gabriel, Professor für Philosophie an der Uni Bonn, findet: “Die Technik ist in unserer Gesellschaft zum viel zu einseitigen Symbol für Innovation geworden.” Und: “Der Mensch wird angetrieben von der Neugier auf das Schöne.”
In diesem Sinne, liebe Leser: Auf ein Neues!
Ab sofort überall, wo es Bücher gibt (und online)
NEUERSCHEINUNG Poesieband
„den wald vor lauter bäumen nicht“ von Marion Fugléwicz-Bren.
„Die Welt braucht Poesie. Gerade jetzt. In bedrohlichen Zeiten der allzuoft fehlenden Fernsicht. Sensibilität – ob musisch, ästhetisch oder literarisch – ist das beste Antidepressivum. Nebenwirkungen, sprich tatsächliche Glücksgefühle, sind dabei durchaus erwünscht. Schon Friedrich Nietzsche hat festgestellt: „Die Wahrheit ist häßlich. Wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen.“ Ob Poesie, Musik oder bildende Künste – sie alle geben dem Leben Sinn. Und im besten Fall – einen Hauch von Glück.”
Die Abbildungen sowie das Coverbild der Malerin Sascha P. ergänzen den Band und machen ihn zu einem kleinen, stillen Kunstgenuss in einer sturmumtobten Welt.
Eine exklusive Buchpräsentation mit Jazzuntermalung für eingeladene Gäste folgt Anfang 2018. Info dazu an dieser Stelle.
Ab sofort überall im Handel.
„den wald vor lauter bäumen nicht“ von Marion Fugléwicz-Bren.
Paperback 25 Euro. ISBN: 978-3-7439-7301-5. Auch als Hardcover oder E-Book erhältlich.
Siehe auch die Autorenseite des Verlags tredition, Hamburg.
Anlässlich des heutigen Philosophie-Welttags (die UNESCO-Generalkonferenz erklärte 2005 den dritten Donnerstag im November zum Welttag der Philosophie), denke ich wieder einmal über das Denken und seine Bedeutung nach.
Einschlägige Bücher, Events, philosophische Nächte und Cafés gibt es seit einiger Zeit zuhauf; dass “die Philosophen kommen” ist seit einigen Jahren zumindest an dieser Stelle kein Geheimnis mehr. Und – es kann nie genug davon geben – Haltung, Gesinnung, Meinung, Gedanken. Vor allem aber Fragen. Nichtsdestotrotz – oder vielleicht auch gerade deshalb – fühlen viele Menschen sich erschlagen von dem Vielen.
Die Verführungskraft der Parallelwelten, die den Anschein von Realität wecken, hat übrigens schon Plato beklagt… und wo sein Ansatz sich mit dem Virtuellen der digitalen Welt trifft, darüber kann man im neuen Philosophie-Magazin nachlesen, das ab heute in den Handel kommt. Bringt uns die Virtualität vielleicht sogar der realen Struktur der Welt näher, statt uns von der Wahrheit zu entfernen?
Dabei spielt es doch kaum eine Rolle, aus welcher Richtung unsere Gedanken kommen – Hauptsache, sie führen uns in eine Richtung, die uns Orientierung gibt. Woher kommen, wohin gehen wir?
Gönnen wir uns ein bisschen Auszeit vom Alltag. Geben wir unseren Gedanken mehr Raum. Und vor allem: Hören wir nie auf, Fragen zu stellen. Oft sieht man bei all dem Kopfzerbrechen den Wald vor lauter Bäumen nicht – und dabei liegt die Lösung oft genau darin, manchmal sogar wortwörtlich. 😉
Postskriptum: Erfreulich, wenn der Titel dieses Beitrags Wohin und zurück dem einen oder anderen Leser bekannt vorkommt, er oder sie könnte ihn schon im ersten Buch der Reihe “Die Philosophen kommen” gelesen haben…
Dawn of the New Everything – so nennt sich ein neues Buch für das Information Age. Das Silicon Valley-Netzkultur-Magazin Wired veröffentlicht dazu ein aktuelles Interview mit dem Autor Jaron Lanier, dem Pionier der Virtual Reality (VR)-Bewegung: Artificial Intelligence (KI) sei ein Fake-Ding, meint der Technologie-Skeptiker etwa, da es dort “bloß um Daten” ginge, wohingegen bei VR die Zeit-Raum-Komponente und das körperliche Erlebnis dazukomme. Es gehe dabei um menschliche Identität und Interaktion. Das Potential für ethischen Missbrauch bei VR mache ihm allerdings Kopfzerbrechen. Unbedingt erstrebenswert sei die Möglichkeit, in VR-Umgebungen zu improvisieren, so Lanier. Das sei wichtig für die Zukunft verschiedener Ausdrucks-Möglichkeiten. Was besonders wünschenswert wäre? “Eine Kreuzung aus Musik und Wahrnehmung” (Lanier ist auch Komponist).
Virtuelle Realität. Ein Phänomen, das mich vor fast 30 Jahren bereits fasziniert hat. Allerdings nicht aus technischen Gründen. Schon immer interessierten mich vielmehr die philosophischen, psychologischen und gesellschaftspolitischen Hintergünde. Damals schrieb ich in zahlreichen Fach- und Publikumsmedien über das neue sagenhafte Wunderding. Heute heisst es aus Expertenkreisen, „…das Genre stehe ganz am Anfang“. Dennoch scheint die Nischentechnologie mittlerweile – dank der VR-Brillen – Spielemessen und Haushalte tatsächlich zu erobern.
Unser Gehirn hat Probleme, den Widerspruch zwischen virtueller und realer Welt zu verarbeiten, heißt es unter anderem.
Es macht doch ein bisschen nachdenklich, wenn man bedenkt, wie der Begriff „Virtuelle Realität” entstanden ist. Er geht auf Antonin Artaud zurück, einen französischen Theater-Theoretiker der 1930-er Jahre. Der Dramatiker und Regisseur bezeichnete die Illusion, das Theater sei das wirkliche Leben, als “réalité virtuelle“. Dass er selbst sein Leben lang unter Schmerzen und chronischen Nervenerkrankungen litt, ist übrigens wenig bekannt. Mit den frühen Supercomputern kamen VR-Anwendungen in die Großindustrie und Forschung.
Jegliche Hintergrund-Lektüre zum Thema virtuelle Realität lohnt. So wie etwa dieser aktuelle Artikel aus dem gestrigen Guardian: How virtual reality is taking dementia patients back to the future.
Die Folgen der verzerrten Wahrnehmung des “Männlichen” und “Weiblichen” sind frustrierend – für beide Geschlechter. Das Kratzen an Tabus, das Infragestellen scheinbar allgemeingültiger Denk- und Kulturformen sollten gleichsam für Philosophen und Philosophinnen – zu ihren Aufgaben gehören. Christoph Quarch ist Philosoph. Er lehrt an verschiedenen Hochschulen und veranstaltet philosophische Reisen, u.a. mit „ZEIT-Reisen“. Mit seinem Essay “Von Männern und Frauen. Ein Zwischenruf zur Weinstein Affäre” begibt er sich wissentlich auf heikles Terrain. Diesen Artikel möchte ich meinen Lesern und Leserinnen wärmstens ans Herz legen, bevor wir alle Gefahr laufen, den Zauber des spielerischen Umgangs zwischen Mann und Frau zu zerstören.