Tränen in Wissen verwandeln
Der Tod geliebter Menschen lässt uns immer hilflos zurück. In Alain de Botton´s Buch „Trost der Philosophie“ suche ich ebendiesen – heute, an einem für mich persönlich sehr wichtigen Todestag. „Wir müssen, wenn wir nicht gerade im Dunkeln graben, stets danach streben, unsere Tränen in Wissen zu verwandeln“, interpretiert de Botton Arthur Schopenhauer, den Lieblingsphilosophen der Person, die ich betrauere.
Schopenhauer besaß zeitlebens einen Pudel und nannte ihn offiziell Atman, was auf Sanskrit “Weltseele” bedeutet. Meistens rief er ihn, um Zeit zu sparen, bei seinem Spitznamen Butz. Wenn der Pudel starb, was etwa alle zehn bis zwölf Jahre vorkam, kaufte sich Schopenhauer ein neues Tier, das dem verstorbenen ähnlich sah, und nannte es ebenfalls Butz. Er war der philosophischen Auffassung, dass jeder Hund gleichzeitig jeden anderen Hund enthalte. Für Menschen gelte sinngemäß das Gleiche.
Ach Arthur, wäre es doch so einfach.
Dennoch:
Die Erkenntnis, dass unser Fall „nur” einer unter Tausenden ist, kann Trost stiften. Über einen Menschen, der solche Objektivität erlangt, sagt Schopenhauer: „Er wird in seinem eigenen Lebenslauf und dessen Unfällen weniger sein individuelles als das Los der Menschen überhaupt erblicken, und demnach sich dabei mehr erkennend als leidend verhalten“.
Und vielleicht, ja vielleicht helfen einem auch die Wochen, Monate und Jahre – und die immer neuen, nicht geweinten Tränen.