“Google und Facebook sind Phänomene, die vorüber gehen”, meint Kevin Kelly. Er ist 64 Jahre alt und digital-affiner als so mancher 20-Jährige. Kein Wunder. Der Gründer des Wired Magazins begleitete das Web von der Pike auf und gilt als Visionär. Das Internet World Business Magazin traf Kelly zum Interview in London. Ein Thema, das für Philosophieinteressierte spannend sein dürfte – und sollte.
“Ich glaube, man braucht heute wie auch in Zukunft in der Digital-Branche (und sicher nicht nur dort, Anm. d. Red.!) Leute, die anders denken. Das ist das Wichtigste, was man mitbringen kann. Die Fähigkeit, gegen den Strom zu denken und zu handeln, Dinge zu wagen, die auf den ersten Blick unmöglich scheinen und den Mut aufzubringen, gegen lang eingefahrene Denkweisen etwa einer Firma anzugehen. Das kann keine Universität der Welt lehren…” so Kelly.
Visionäre wie Kelly gibt es nicht allzu oft, aber erfreulicherweise doch immer wieder. Vor allem unter jungen, weltoffenen Suchenden. Man sollte sie aktiv suchen, anhören, mit ihnen diskutieren.
Meine Leser wissen es: Auch in meinen Büchern finden sich immer Themen zur Zukunft unserer Gesellschaft…
Am Welttag der Philosophie, dem 17. 11. wurde gestern der KAPP, der Kreis akademisch philosophischer Praktiker/innen aus der Taufe gehoben. Viele neue Projekte wurden angedacht und Strategien entwickelt, die Philosophie in der Gesellschaft wieder stärker zu verankern. Wait and see…
Das Buch Aus.Zeit war dabei, quasi noch feucht-frisch aus der Schachtel des Verlags. Ein bisschen Zeit für Philosophie zahlt sich immer aus.
BUCHPRÄSENTATION
am 25. November 2016 um 19:00
im Café Gabel&Co,
www.gabelco.at
Julius Tandler Platz 1, 1090 Wien
Auszeit. Wer wünscht sich die nicht – vor allem in unsicheren und krisengeschüttelten Zeiten. Es muss nicht immer die ganz große Veränderung sein, die lebensverändernde Glückssuche in einem anderen Land oder im Beruf. Der Begriff „Auszeit“ ist sprachlich, philosophisch und physikalisch höchst widersprüchlich und dennoch kann sich jeder etwas darunter vorstellen. Manchmal genügen schon ein paar Minuten des Innehaltens.
Dieses Buch bietet sie, die kleine Auszeit. Gedankliche Häppchen, Inspirationen und News aus dem philosophischen Blog. Das Hinterfragen, das perspektivische Sehen und die Tiefenwahrnehmung kommen dann vielleicht ganz von selbst.
Die Autorin der Buchreihe „Die Philosophen kommen“ legt ein Experiment vor: Das Philo.Blog.Buch. Wie aktuell kann ein Buch zum philosophischen Blog sein? Sind die immer gleichen Fragen unseres Lebens nicht stets aktuell?
Was ist wesentlich, für wen und warum? Und was sagen andere dazu? Was ist Zeit? Was ist gutes Leben? Im Café, am Kiosk, im Fernsehen: Philosophie boomt neuerdings allerorten. Fragen und Antworten auch. Sprache, Macht, Utopie. Neues, Altes, Vieles, woran man schon oft gedacht hat. So oder auch ganz anders.
Liebe Philosophie-Interessierte, liebe Leser und Leserinnen! Mein neues Buch ist da.
Ich freue mich über Interesse, Weiterleitung, Rezensionen in der Presse und Käufe 😉
In Kürze gebe ich an dieser Stelle den Termin zur Buchpräsentation bekannt und freue mich über regen Besuch.
Bleiben Sie dran!
Hier gehts zur Buchbestellung.
Vor ziemlich genau 20 Jahren veröffentlichte ich “das internet lesebuch“, das leider längst vergriffen ist. Unfassbar aktuell erscheinen mir die Beiträge darin, vor allem mein eigener – zum Thema Sprachlos im Netz oder vernetzt durch Sprache.
Der heutige Theaterdonner von virtueller Realität (VR), Mensch-Maschine-Kommunikation und Robotik erlebte damals weltweit sensationelles Aufsehen in Gesellschaft, Kultur und Medien. Das derzeitige Pseudo-Revival erscheint mir auf emotioneller Ebene wie ein müder Abklatsch. Die große Hoffnung, Virtual Reality könne die Welt retten, euphorisierte damals Wissenschaftler wie Kulturschaffende, Medienmenschen und Informatiker. Kaum eine Konferenz kam ohne VR-Thema aus. Das Medium, mit dem wir uns zu Tode amüsieren können, galt als Werkzeug persönlicher Befreiung, als neue revolutionäre Erweiterung von Erkenntnis und Wahrnehmung.
Sensationell für eine Handvoll heimischer Medienmacher war schon ein paar Jahre zuvor das Referat des US-Wissenschaftlers und Hippie-Gurus Timothy Leary 1990 bei der Ars Electronica in Linz: Die ganze Welt würde einmal digital verbunden sein, proklamierte er. Nur wenige glaubten ihm. Doch das Internet sollte alles ändern. Auf die postmaterialistische Phase hofften viele. Auf den Sieg des Humankapitals über das Kapital. Auf Ethik, neue Werte, auf weltoffene, digital getriebene Wertegemeinschaften. Auf mehr Demokratieverständnis, auf neues Arbeiten, auf Ethicpreneurs.
Nachdenklich können wir fragen: Wie viele Menschen haben tatsächlich aus all diesen Hoffnungsumgebungen gelernt? So groß waren Zuversicht und Perspektiven, so strahlend hätten die Lichtblicke sein können. Vieles wurde seither – VR sei Dank – machbar. Eines freilich nicht: Der vernunftbegabte Mensch.
Beim diesjährigen Philosophicum in Lech sprach man “Über Gott und die Welt”. Der Untertitel lautete “Philosophieren in unruhiger Zeit”. Von der Grundfrage der Theologie über die Phänomenologie des Luxus bis hin zu einem humanistischen Gottesbild im Islam oder auch einer „Sinndefizitbewirtschaftung“ reichten die Reflexionen „über Gott und die Welt“. Leider war ich zwar nicht persönlich dabei. Zumindest aber las ich – unter anderem – den Vortrag des renommierten und von mir sehr geschätzen Schriftstellers und Philosophen Rüdiger Safranski, aus dem ich hier gern – bestmöglich in diesem Rahmen – für meine Leser einen kleinen Ausschnitt zitieren und ihnen diesen ans Herz legen möchte.
Ohne Glauben könnten wir gar nicht leben, sagt der Philosoph und Literaturwissenschaftler. „In der modernen Wissens-und Informationsgesellschaft lebt jeder, was das Wissen betrifft, aus zweiter oder dritter Hand. Da jeder nur Spezialist für Bestimmtes ist und Laie in Bezug auf den riesigen Rest, ist die hoch spezialisierte Wissensgesellschaft zugleich auch eine Glaubensgemeinschaft. Je mehr Wissen, desto mehr Glauben an das Wissen der anderen. Diese Art des Glaubens hat also auf jeden Fall eine große Zukunft.“
Wo keine Götter sind, walten Gespenster. (Novalis)
Und so glauben wir an die verkündeten Konjunkturprognosen, aber auch an die Psychoanalyse, den Urknall, die Klimakatastrophe, die Entropie samt kosmischen Kältetod, an die egoistischen Gene und so weiter, meint Safranski, und: „mögen die großen Kirchen sich auch leeren, das Angebot für den religiösen Hobbykeller indes wächst.“ Und er merkt an, dass bereits um 1800 Novalis gesagt habe: ‚Wo keine Götter sind, walten Gespenster.´
Religiöse Restwärme…
Auch vom Mehrwert der Kunst spricht der Professor – etwa in der Musik – und von “religiöser Restwärme”, die etwa “der Literatur (und auch der Philosophie) ihre besondere Strahlkraft” gegeben hat. “Schwindet sie, ist es um das besondere Charisma dieser Disziplinen geschehen. Die Säkularisierung entzauberte zuerst die Religion und dann die anderen kulturellen Bereiche. Es läuft auf eine Eindimensionalisierung hinaus, die letztlich wohl eine ökonomische ist. Deshalb ist es so wichtig, den Fuß in der Tür zu behalten, damit sie offen bleibt und nicht vollends zufällt. Denn dann sitzen wir in der Falle. Am Ende der Säkularisierung droht die Platzangst.“
Einen ständigen Gestaltwandel der Götter konstatiert er schließlich und warnt: „Gegenwärtig ist in den religiös erkalteten Zonen des Westes der Ort der Transzendenz ziemlich leer. Das braucht noch nicht einmal so schlimm zu sein, vorausgesetzt das transzendierende Vermögen, das einen vor der Eindimensionalität bewahrt, bleibt erhalten.“
In diesem Sinne…
Ich freue mich auf diesen Film. Lou Andreas-Salomé war als Philosophin, Schriftstellerin und Psychoanalytikerin eine der gelehrtesten und produktivsten Frauen ihrer Generation. Sie tat, was sie wollte. Als Studentin verschlang ich ihren Lebensrückblick und ihre Idee einer “ménage à trois” ohne Sex.
“…eine längst überfällige Hommage an eine kämpferische Persönlichkeit, die ihrer Zeit weit voraus war und auf ihrem Lebensweg nicht nur von großen Denkern wie Rainer Maria Rilke, Sigmund Freud und Friedrich Nietzsche umworben wurde, sondern diese auch entscheidend in ihrem Schaffen beeinflusste. Als Femme Fatale wider Willen erkämpfte sie sich Freiheit und Unabhängigkeit in einer Zeit, in der die wilde Ehe noch mit Gefängnis bestraft wurde.”
„Wir wollen doch sehn, ob nicht die allermeisten sogenannten ‘unübersteiglichen Schranken’ die die Welt zieht, sich als harmlose Kreidestriche herausstellen!“ Lou Andreas Salomé
Disrupt you!
Auseinanderbrechen, stören, mächtig durcheinanderbringen – das sind nur drei Bedeutungen des englischen Begriffs „disrupt“. Die diesjährige TEDxKlagenfurt hat sich diesen Slogan gewählt, um die unterschiedlichsten Antworten zur folgenden Frage zu präsentieren: Wie reagieren wir auf Neues? Stecken wir den Kopf in den Sand oder verlassen wir unsere Komfortzonen, um Neues zu nutzen und Veränderungen aktiv zu begegnen? “Menschen wie du und ich präsentieren ihre Ideen und erzählen aus ihrem Leben”, so der Veranstalter Marko Haschej. Unter anderem mit dabei: Flüchtlingshelfer, Umweltaktivisten, Forscher, Entrepreneure und Entertainer. Beispiele? Astrophysikerin und Exoplanet-Expertin Katja Poppenhaeger, Wirtschaftsprofessor Guy Standing, einer der bedeutendsten Fürsprecher des bedingungslosen Grundeinkommens, Dergin Tokmak aka Stix, gehbehinderter Krückenakrobat aus dem Cirque de Soleil, oder die Kabarett-Gruppe Maschek.
Das Besondere an der TEDx sind die vielfältigen Backgrounds der Sprecher – ob Planetenkunde, Kunst oder Wissenschaft – allen Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen ist gemeinsam, dass sie außergewöhnliche Ideen, Konzepte oder Geschichten haben und sie mit dem Publikum teilen. Eine TED-Konferenz verlässt man immer irgendwie ein bisschen anders, als man sie besucht hat. Mit ein bisschen mehr Hoffnung, Power und Freude im Herzen.
Do what you love and love what you do. In Zeiten wie diesen sicher nicht der schlechteste Tipp.
Unsere Gesellschaft gerät immer stärker unter Druck. Wie können wir unsere Freiheit und die Werte der Aufklärung vor dem drohenden Zerfall schützen? Welche Konzepte gibt es gegen Terror, Fundamentalismus und Fremdenhass? Aus Anlass des Forum Alpbach sucht der ORF in der Sendung „Kulturmontag” nach Antworten. Studiogast ist der Philosoph Konrad Paul Liessmann. Was heisst es, vernünftig zu agieren, was bedeutet “Aufklärung”? Hier der sehr sehenswerte Beitrag. “Ja, es bedarf einer neuen Aufklärung”, schreibt Liessmann. Aber nicht, weil die alte Aufklärung nichts mehr taugte, sondern weil wir im Begriffe sind, deren Errungenschaften zu verspielen und ihre Ansprüche ins Gegenteil zu verkehren.
Und was bedeutet diese “Aufklärung”, derer wir im Westen uns so gerne besinnen?
“Aufklärung tut nur dort not, wo die Gedanken und Sinne der Menschen vernebelt sind, wo an angeblich unumstößliche Wahrheiten geglaubt werden muss und vermeintliche Gewissheiten oktroyiert werden. Aufklärung setzt demgegenüber darauf, dass Wahrheitsansprüche, Weltdeutungen, moralische Einstellungen und politische Überzeugungen kritisch überprüft und aus Vernunftgründen einsichtig, zumindest plausibel gemacht werden müssen. Allerdings: Unumstritten war die Aufklärung nie. Dass die Vernunft zu weit gehen, sich überschätzen, selbst dogmatisch werden kann – dieser Verdacht begleitete die Aufklärung von ihrem Anbeginn an. Aufklärungskritik ist selbst ein Phänomen der Aufklärung.”
Hier der ganze Essay.