Neu: Das Neue
Wie innovativ ist die Wirtschaft? Sind Zukunftstechnologien die Zukunft? In welcher Richtung liegt das Neue? Das kluge und wunderschön gemachte philosophische Wirtschaftsmagazin agora 42 widmet sich in seiner aktuellen Ausgabe dem radikal Neuen. „Da geht es ja nicht nur um Management, nicht nur um das Drehen an ein paar Stellschrauben. Sondern da geht es um politische Visionen und um die Frage, wo sich eine Gesellschaft hinbewegen soll“, so etwa Christopher Lauer, ehemaliger Geschäftsführer der deutschen Piratenpartei und Absolvent des Studiums für Kultur und Technik.
Das radikal Neue bei Friedrich Nietzsche gefällt mir freilich besonders gut, Magazinmacherin Tanja Will hat ein feines Online-Portrait über den von mir so geschätzten Vordenker geschrieben. Ein Auszug: “Überzeugungsarbeit unter dem Deckmantel der Objektivität, die nach wiederkäuenden Anhängern sucht, ist nicht nach Nietzsches Geschmack. Verführung ist eine Kunst, die Feingefühl braucht und eine hohe Kenntnis des zu Verführenden voraussetzt. Sofern sie glückt, wird der Verführte nicht zu einem überzeugten Anhänger, sondern zu einem im Innersten inspirierten Menschen. Sie legt damit den Grundstein für die Entstehung von Neuem, da sie für den Verführten keine Niederlage darstellt wie im argumentativen Schlagabtausch, sondern im Gegenteil seine Vollkommenheit ehrt und sich an ihr berauscht. Nietzsche versuchte mit seinen Worten, den Menschen zu berühren. Hierin liegt die Stärke von Nietzsches Schriften.“ Mehr also hier.
Außerdem im Heft zu lesen:
Über die Zukunft, die “im Innovationsrausch“ zu verschwinden droht (von Vize-Rektorin Petra Schaper Rinkel), das „Neue jenseits der Endlosschleife“ (von Wolf Lotter, Autor und Mitbegründer des Wirtschaftsmagazins brandeins), dem Beitrag des Philosophen Tobias Holischka, der über die Realität der „Virtual Reality“ nachdenkt und beklagt, dass im „Neuland nichts Neues“ zu finden ist und dem Plädoyer dafür, das Desaster zu designen (von Frank Augustin, Philosoph und Historiker). Annette Pohlke, Dozentin und Autorin, porträtiert die wunderbare Ada Lovelace, die das erste Computerprogramm der Welt geschrieben hat – diese und einige weitere spannende Beiträge machen die äußerst lesenswerte Lektüre zu einer maßgeblichen und kompetenten Bereicherung für Menschen, die sich für unser Leben, unsere Zukunft und unsere Welt ernsthaft interessieren.