Wieder einmal eine Sternstunde… ob es um die Arbeit geht, die “frei” macht, um die testamentarische Funktion des Schreibens, um die von Tolstoi entwickelte These von der Steuerung des Geistes durch Bazillen; zu der Zizek sagt, er meine hingegen, “… dass unser Geist von Viren gesteuert wird, die sich selbst reproduzieren”, und weiter “… noch spekulativer könnte man sagen, dass der Kapitalismus ein Virus ist – ein virtuelles, anonymes System…” und…
“…wir stehen an der Schwelle zu etwas Unbekanntem, dessen Bedeutung wir nicht kennen – auf einem sehr rudimentären Niveau…” –
Zizek spricht über Kierkegard, der gesagt habe: “Ich weiss, dass es Gott gibt, verhalte mich aber so, als gäbe es ihn nicht.” Wenn er, Zizek, das …”…mit unserem heutigen Gott tue, dem wissenschaftlichen Determinismus, dann sieht das so aus – und das sollte unsere Haltung sein: Gemäß der Wissenschaft sind wir nicht frei. Aber ich nehme mir heraus, so zu tun, als ob ich frei wäre.”
Gefragt nach seiner ideologischen Zuordnung meint er: “Ich sehe mich heute als moderat konservativen Kommunisten”.
Und zu dem Spruch “Wisdom is by definition stupidity” meint er: “Ja, denn wir brauchen gut durchdachte, aber verrückte Entscheidungen!”
Das und vieles mehr – seien es seine Gedanken zu Lacan, Richard Dawkins, Schrödingers Katze oder Nils Bohr – Zizek ist immer eine Bereicherung, auf mehreren Ebenen.
Das Netz verändert unser Denken und unser Verhältnis zur Welt. Mit diesem Themenumfeld setzten sich drei renommierte Keynote-Speaker beim gestrigen future.talk-Event – veranstaltet von der Telekom-Austria-Group – auseinander: Google Ideas Director Jared Cohen, Eli Pariser, Politaktivist und Autor des Buches “The Filter Bubble” und der Philosoph Slavoj Žižek. Motto: „ME MYSELF AND I. How does the Internet shape our thinking?”
Wichtigste Botschaft des Abends: Wir müssen lernen, bewusst mit den Einflüssen umzugehen, die das Netz auf uns hat. Eli Pariser betonte, welche Verantwortung die großen Anbieter wie Facebook, Google, Amazon und Co. dabei haben. Sie müssen transparent machen, nach welchen Kriterien sie Informationen vorfiltern. Žižek: “Ja, wir brauchen Gatekeeper, aber es sollten „gute“ Gatekeeper sein”. Mündige Konsumenten sowie gesellschaftliche und politische Institutionen müssen das immer wieder aufs Neue einfordern und die Öffentlichkeit dafür schaffen, beziehungsweise sensibilisieren. Stichwort Zukunftsweb.