Woher kommt das Neue?
Ein glückliches Neues Jahr für Sie, liebe Leser! Und damit gleich eine Frage, die auch ich mir oft gestellt habe: Woher kommt eigentlich das Neue? Muß ein Neubeginn notwendigerweise radikal sein? Muß er zur Gänze mit dem Alten brechen? Und – was tun, wenn ganz unklar ist, wo das Neue überhaupt zu suchen ist? Und ist es immer eine Befreiung? Oder ein gesellschaftlicher Imperativ, der uns zur Anpassung zwingt?
In den nächsten Tagen kommt das von mir immer freudig erwartete Philosophie-Magazin heraus; hier schon vorab ein paar Inspirationen zu den Artikeln: “Während das Neue für die einen gar nicht schnell genug kommen kann, fühlen sich andere von ihm chronisch erschöpft”, meint etwa der Autor Nils Markwardt im Kapitel Das Mögliche und das Wirkliche.
Und Philipp Felsch beantwortet die Frage “Kann denn Neugier Sünde sein” so: “Ohne sich dem Neuen zu öffnen, mag ein erfülltes Leben unter modernen Bedingungen in der Tat kaum möglich sein. Doch darf die Gier nach Neuem keinesfalls als Garant für Glück betrachtet werden. In ihrem Hang zur Maßlosigkeit kann sie umgekehrt genauso ein Garant für Unglück sein.”
Und David Edgerton, Technikhistoriker am King’s College in London, weiß gar: “Die Ideen des Silicon Valley sind uralt”. Ihn überrascht an den technologischen Prophezeiungen unserer Tage am meisten, wie unoriginell sie sind: “Es ist doch bemerkenswert, wie viel Imitation in der Idee steckt, wir seien innovativ. Ich würde im Gegenteil behaupten, dass wir in einer zutiefst imitativen Gesellschaft leben.”
Über die “Schöne neue Welt” diskutieren zwei innovative Optimisten im Streitgespräch, denn sie stellen sich die Zukunft beide völlig unterschiedlich vor: “Unsere Regierung muss agiler werden, vielleicht sogar, indem sie mehr Macht bekommt.” …. “Wenn es ein System gäbe, das gute Diktatoren auswählt und sie austauscht, wenn sie an Qualität verlieren, wäre das in meinen Augen das perfekte System”, meint etwa der Unternehmer und Risikokapitalgeber Frank Thelen. Und Markus Gabriel, Professor für Philosophie an der Uni Bonn, findet: “Die Technik ist in unserer Gesellschaft zum viel zu einseitigen Symbol für Innovation geworden.” Und: “Der Mensch wird angetrieben von der Neugier auf das Schöne.”
In diesem Sinne, liebe Leser: Auf ein Neues!