Philosophie interaktiv
Warum ist die Mona Lisa interaktiv? Weil sie lächelt.
Das erklärte mir ein langjähriger Wiener Business-Freund, der seit über 20 Jahren in Kalifornien lebt, zu Beginn der 1990er Jahre. Damals wurde der Begriff der “Interaktivität” in künstlerischen, philosophischen wie auch in Technik-Communities heiß diskutiert.
In Zeiten von Corona ist der Bedeutungsradius von “Interaktivität” wohl noch etwas größer geworden: Menschen sind weltweit durch virtuelle Welten miteinander verbunden und eine Menge neuer Formate und Ideen sind entstanden. Abgesehen von zahlreichen beliebten Home-Konzerten und ausschließlich digital entstandenen Musikproduktionen mit mehreren Künstlern, die sich über große Distanzen hinweg im Netz “getroffen” haben, gibt es auch jede Menge Online-Salons, philosophische Lesekreise und Briefwechsel, Online-Gespräche, -Seminare und -Kurse.
Hier sind nur einige von zahlreichen Format-Optionen für Gleichgesinnte, die sich zu gewissen Themen austauschen oder lernen möchten. Die Vielfalt der Gedanken, Sujets und Inhalte ist unendlich. Kreativität ist dabei – bei jeglicher Umsetzung und jeglichem Format freilich immer ein Vorteil 😉
Gemeinsam mit den Kooperationspartnern der Universität Zürich und dem Theater Neumarkt Zürich präsentiert etwa der renommierte Passagen Verlag Streams. Zum Thema “Über das Schreiben” gibt es
am 17. November um 17:30 ein Gespräch zwischen dem Verlagschef Peter Engelmann und der französischen Schriftstellerin Hélène Cixous. Die 83-Jährige, die in Algerien geboren wurde, ist seit 1968 eine der prominentesten Exponentinnen einer vielfältigen Auseinandersetzung mit Literatur, Psychoanalyse und Gesellschaft im Zeichen des Feminismus. Peter Engelmann spricht mit ihr “über das Verhältnis von Leben und Literatur, ihre Freundschaft mit Jacques Derrida und das Schreiben in Zeiten der Pandemie”, heißt es in der Ankündigung. Das Gespräch kann über den Youtube Kanal des Passagen Verlags verfolgt werden.
Ein neues Format namens Denkduett bietet gratis – Podcasts und – gegen Bezahlung – die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen.
Sehr genossen habe ich etwa einen vergnüglichen Schlüsselloch-Blick in die Verlags-, Medien- und Literaturwelt. Auch wenn man ihn nicht explizit als “philosophisch” bezeichnen kann, so ist er doch unterhaltsam auf hohem Niveau, der “Messetratsch” der Frankfurter Buchmesse – auf ZEIT Online. Mit dem von mir sehr geschätzten Ijoma Mangold (Autor, Literaturkritiker und Philosoph, neues Buch “Der innere Stammtisch. Ein politisches Tagebuch”*). In dem Video-Gespräch geht es unter anderem um die beliebten Messeparties und diverse Gefühle der Community (Verlage, Medien, Autoren), wie etwa in Corona-Zeiten nicht physisch “zusammen sein” zu können.
*Mehr über Mangolds neues Buch demnächst hier.
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