Philosophinnen
Man muss keine radikale Feministin sein, um eines klarzustellen: Ohne das Wissen der Frauen wäre die Welt, in der wir heute leben, undenkbar. Seit der Antike haben Frauen über Metaphysik, Ethik, Naturphilosophie, Gesellschaft und Politik nachgedacht und geschrieben. Der Geist, er hat kein Geschlecht – die Denker freilich, sie haben ein solches sehr wohl. Wir denken uns „den Philosophen“ aber unweigerlich als männlich, meint Catherine Newmark, die Chefredakteurin der Sonderausgabe Philosophinnen, die ab nächster Woche im Handel erhältlich sein wird.
Nur, dass das eben nicht stimmt, wie sie belegt: “Auch nicht für frühere Jahrhunderte. Das fällt spätestens dann auf, wenn man sich mit einzelnen Epochen intensiver auseinandersetzt. Überall trifft man da nämlich auch auf Denkerinnen. Und zwar auf so viele und dermaßen interessante, dass sich unweigerlich der Verdacht einstellt, diese seien nicht einfach vergessen, sondern von der Philosophiegeschichte geradezu aktiv verdrängt worden”.
„Die freie Frau wird gerade erst geboren”, meinte etwa Simone de Beauvoir im Jahr 1949.
Auch der Einfluss philosophierender Frauen auf ihre männlichen Kollegen ist mehrfach dokumentiert, bleibt aber oft unterschätzt.
So hinterlässt etwa Lou Andreas-Salomé bei den größten Intellektuellen ihrer Zeit einen bleibenden Eindruck: Nietzsche stürzt sie in ein Wechselbad der Gefühle, zweimal hält er
vergeblich um ihre Hand an. Später wird sie seinem Denken eine der ersten und noch immer interessantesten Studien widmen („Friedrich Nietzsche in seinen Werken“). Sie wird die Geliebte des Dichters Rainer Maria Rilke und verlässt ihn schließlich. Und sie macht die Bekanntschaft Freuds, der in ihr eine brillante und originelle Schülerin sieht. Aus Philosophie, Poesie und Psychoanalyse schöpft sie eine neue Vorstellung von der Intensität des Lebens.
Weniger bekannt ist allerdings: Die Pythagoreerin Theano philosophierte um 500 v. Chr. über das Wesen der Zahlen; Hypatia von Alexandrien lehrte im 5. Jahrhundert Mathematik und Astronomie; Hildegard von Bingen entwickelte im 12. Jahrhundert eine Philosophie der Umwelt; Marie de Gournay forderte im 16. Jahrhundert die Gleichheit der Frauen. Und Elisabeth von der Pfalz, Anne Finch Conway oder Emilie du Châtelet übten nachhaltigen Einfluß auf die Entwicklung der Philosophie von Descartes, Leibniz und Kant aus.
Philosophinnen. Ab 17. Oktober im Handel.
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