Big Dada – Negation, Collage, Widerstand
Wer in der technokratischen Big Data-Realität unserer Zeit keine restlose Erfüllung findet, den mag die Weltformel von Big Dada erfreuen. Das “Anything goes”-Konzept von Paul Feyerabend etwa hat mich als junge Studentin begeistert und vermag wohl jeden aufrührerischen Geist zu entflammen: Das “Wider den Methodenzwang” lebt und kann nicht oft genug in Erinnerung gerufen werden. “Was wir brauchen, ist Gelächter”, fordert Feyerabend an anderer Stelle Fähigkeit zum Humor.
Dada taucht überall dort auf, wo Regeln gebrochen werden: Das Symbol der Veränderung, die Gegenkultur des 20. Jahrhunderts.
Zum 100. Geburtstag des Dadaismus begibt sich der Schweizer Sender SRF Kultur auf Spurensuche – im Radio, Fernsehen und online. Eine äußerst empfehlenswerte Dokumentation zu einer spannenden Bewegung, deren Geist lebt und uns auch aktuell begegnet – im Web, im Fernsehen, in Buchform oder als gelebte Performance.
Alles musste rein in Dada: Musik, Poesie, Kunst, Tanz und Zufall. Es war in gewisser Weise die erste multimediale, interdisziplinäre Kunstform. Auch wenn Dada nicht lang lebte, der kurze Auftritt in der Geschichte reichte, um allen späteren Avantgarden als Fundus zu dienen: So lebte Dada als provokative Praxis in der Fluxus-Bewegung wieder auf, in den Sprachspielen und Cut-ups der Beatniks, in den antibürgerlichen Protesten der 1968er, im Dilettantismus der Punks. Dada siegte, immer wieder. Und heute?