Sprache als ethische Verantwortung
Dass Worte ebenso verletzen können wie körperliche Gewalt, ist bekannt. Der Grund dafür ist jedoch bis jetzt wenig erforscht. Gerald Posselt vom Institut für Philosophie der Universität Wien analysiert, unterstützt vom Wissenschaftsfonds FWF, den Erkenntnisstand seines Fachs zur engen Verwobenheit von Sprache und Gewalt.
Das Thema gewinnt vor dem Hintergrund von Diskriminierung und „Hate Speech“ in sozialen Medien unerfreuliche Aktualität. „Sprechakte werden gewaltsamer, wenn sie adressiert sind, in einem Autoritätsgefälle oder in der Öffentlichkeit stattfinden, und wenn sie ständig wiederholt werden. Gerade im Kontext der sozialen Medien erlangt die Zitierbarkeit besondere Relevanz.“, so Posselt. Vor diesem Hintergrund müssten wir, so der Philosoph, auch über mögliche Regulierungen nachdenken. Reaktionen müssen dabei nicht nur von den Gerichten kommen, sondern auch von Gesellschaft, Politik, Medien und Einzelnen, die das Wort ergreifen. Entgegen der heutigen Empörungskultur und Aufgeregtheit, die weitestgehend monologisch verfasst ist, wäre ein Sprechen produktiv zu machen, „das offen bleibt, das Möglichkeiten des Gegensprechens und Antwortens erlaubt und nicht moralisierend den Zeigefinger erhebt“, bringt es Posselt auf den Punkt.
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